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Nur wenige Pflegekräfte wollen raus aus der Zeitarbeit

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Nur wenige Pflegekräfte wollen raus aus der Zeitarbeit
© Getty Images/Goodboy Picture Company

Die Personalsituation ist in der Pflegebranche besonders angespannt. Um die Lücken zumindest zeitweise zu stopfen, greifen Krankenhäuser und Pflegeheime auf Zeitarbeitskräfte zurück: Im Juni 2022 hatten Betriebe der Arbeitnehmerüberlassung insgesamt knapp 31.000 Arbeitskräfte in den Berufsgruppen Altenpflege sowie Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe unter Vertrag.

Der Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft (IWD) hat 3.119 Zeitarbeitskräfte im Januar und Februar 2023 befragt. Ein zentrales Ergebnis: Wenn sie nicht mehr wie bisher als Zeitarbeitskräfte im Pflegebereich tätig sein dürften, würden 55 Prozent den Beruf wechseln, 11 Prozent würden sogar die Erwerbstätigkeit aufgeben. Nur 18 Prozent nähmen die Einschränkung der Zeitarbeit zum Anlass, wieder als Angestellte in ein Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung zurückzukehren.

Da die Wahl des Beschäftigungsverhältnisses in einer marktwirtschaftlichen Ordnung allerdings eine individuelle Entscheidung sei, sollte eine Diskussion über ein Verbot der Zeitarbeit im Pflegesektor nicht geführt werden, ohne die Perspektive der Zeitarbeitskräfte zu kennen, fordert die IWD. Weitere Ergebnisse der Befragung:

  • Fast 80 Prozent der Zeitarbeitnehmer waren zuvor in einer Gesundheits- oder Pflegeeinrichtung angestellt. Auf die Möglichkeit eines Zeitarbeitsverhältnisses wurde gut jeder dritte Befragte von Freunden oder Bekannten aufmerksam gemacht. Weitere relevante Anlässe für einen Wechsel in die Zeitarbeit waren Stellenausschreibungen der Zeitarbeitsfirmen oder Medienberichte. Drei Prozent der Befragten gaben an, aktiv von einem Zeitarbeitsunternehmen abgeworben worden zu sein.
  • Rund sieben von zehn Befragten haben sich für eine Zeitarbeitsfirma entschieden, weil sie sich dort leistungsgerecht bezahlt fühlen. Fast zwei Drittel führen den größeren Einfluss auf ihren Dienstplan als Motiv an.
  • Eine Einstiegsprämie als mögliches „Lockmittel“ spielte so gut wie keine Rolle, wohl aber eine größere Wertschätzung, die Arbeitnehmer in der Zeitarbeit erfahren.
  • Sechs von zehn im Gesundheits- und Pflegesektor tätigen Zeitarbeitskräften haben von ihrem Einsatzbetrieb ein Übernahmeangebot erhalten.
     

Zeitarbeit in der Pflege steht seit Jahresbeginn wieder verstärkt in der Kritik. Nachdem sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft für "drastische Beschränkungen" ausgesprochen hatte, hat die Debatte über das Für und Wider von Zeitarbeit in der Pflege erneut Aufwind erhalten. Für den Deutschen Pflegerat ist der Einsatz von Leiharbeitern in der Pflege "keine nachhaltige Lösung für das Personaldilemma" in der Branche. Eine juristische Einschätzung zum Thema sieht wiederum kaum Spielräume für ein Verbot von Leiharbeit.

Lesen Sie außerdem das Interview mit Doctari-Chef Cai-Nicolas Ziegler, der sein Geschäftsmodell verteidigt, aber auch die Notwendigkeit für mehr Regeln und Transparenz sieht. 

Autor

 Christina Spies

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