Rating Report 2023

Düstere Prognose: 2024 schreiben 80 Prozent der Kliniken rote Zahlen

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Düstere Prognose: 2024 schreiben 80 Prozent der Kliniken rote Zahlen
© Getty Images/rudall30

Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich im Covid-Jahr 2021 verschlechtert. 11 Prozent lagen im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr. Auch ihre Ertragslage hat sich negativ entwickelt: 32 Prozent der Kliniken schrieben auf Konzernebene einen Jahresverlust. Das ist das Ergebnis des Krankenhaus Rating Reports 2023, der die Zahlen von 2021 analysiert. Interessanter sind allerdings die Ausblicke, die die Autoren Boris Augurzky (RWI) und Sebastian Krolop (Planet Health Foundation) gaben. Demnach werden im Jahr 2024 nur noch 20 Prozent der Kliniken ein positives Jahresergebnis schaffen, weil im nächsten Jahr die derzeitigen Stabilisierungshilfen wegfallen und die Fallzahlen niedrig bleiben. 

Auslastung seit drei Jahren unter 70 Prozent

Auffallend sei die sinkende Auslastung der Krankenhäuser, unterstrich Sebastian Krolop. In den zurückliegenden Jahren lag sie konstant unter 70 Prozent. Die Fallzahlen sind zwischen 2019 und 2022 um 13 Prozent gesunken, der Casemix-Index um 8 Prozent. „Der Krankenhausbereich ist ein schrumpfender Sektor“, sagte Krolop. Der Fallzahlrückgang werde auch nicht durch den demografischen Wandel, also die wachsende Zahl älterer Menschen, aufgefangen, bemerkte Boris Augurzky. „Die Ambulantisierung hebt die demografische Entwicklung weitgehend auf.“ 

Perspektivisch, so Augurzky, würden 1.200 Krankenhausstandorte für die Versorgung ausreichen. Denn im Jahr 2021 waren die rund 437.000 Betten in den Allgemeinkrankenhäusern nur noch zu 66 Prozent ausgelastet. „Bei einer Zielauslastung von 85 Prozent und bei fortschreitender Ambulantisierung bestünde im Zielbild ein Bedarf von nur etwa 316.000 Betten beziehungsweise rund 1.200 Standorten“, so Augurzky. Eine flächendeckende Versorgung sei damit weiterhin gut möglich. 

Personal: Jeder Sechste verlässt jedes Jahr den Sektor

Ein besonderes Augenmerk richtete der Rating Report auf den Personalmangel. Zu diesem Thema wollen die Autoren des Reports in Zukunft regelmäßig Daten erheben. Zwischen 2007 und 2021 ist die Zahl der Vollkräfte im Krankenhaus deutlich gestiegen. Der ärztliche Dienst verzeichnet einen Zuwachs von 37 Prozent, der Pflegedienst einen von 24 Prozent und der Funktionsdienst einen von 27 Prozent.

“Gleichzeitig tritt 2023 der bisher geburtenschwächste Jahrgang in die Arbeitswelt ein“, bemerkte Adam Pilny (HCB), Mitautor des Reports. Das Personalproblem lasse sich langfristig nicht durch Abwerben bei europäischen Nachbarn lösen, weil die im Grunde ähnliche Probleme haben. Schon jetzt komme jeder zehnte Krankenhausbeschäftigte aus dem Ausland, so Pilny. Wichtig bleibe die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. „Jeder sechste Krankenhausbeschäftigte verlässt jedes Jahr das Krankenhaus und ein Drittel davon verlässt den Gesundheitssektor komplett“, erklärte Pilny.

Zahlen aus 2021 im Detail

Maßgeblich für die schlechtere wirtschaftliche Lage der Kliniken im Jahr 2021 war der Rückgang der Ausgleichszahlungen im Rahmen der Covid-19-Pandemie bei einem nach wie vor geringen Leistungsniveau der Krankenhäuser. 2021 betrug das durchschnittliche Jahresergebnis lediglich 0,8 Prozent der Erlöse, im Jahr zuvor waren es noch 1,8 Prozent. Die stationäre Fallzahl nahm im Jahr 2022 geringfügig um etwa 0,8 Prozent zu. Im Jahr 2020 war sie aufgrund der Covid-19-Pandemie außerordentlich stark um 13,5 Prozent gesunken, im zweiten Pandemiejahr 2021 leicht um 0,3 Prozent zurückgegangen.

Die Investitionsfördermittel der Länder beliefen sich im Jahr 2021 auf 3,3 Milliarden Euro, das waren 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Bezogen auf die gesamten Krankenhauserlöse entspricht dies einem Anteil von 3,2 Prozent. Um die Unternehmenssubstanz zu erhalten und weiterzuentwickeln, sollten jährlich mindestens 7 Prozent der Erlöse in Investitionen fließen. Der jährliche förderfähige Investitionsbedarf der Plankrankenhäuser zum Substanzerhalt dürfte sich auf mindestens 5,7 Milliarden Euro belaufen, zuzüglich Universitätskliniken insgesamt auf 6,6 Milliarden Euro. 

Autor

 Jens Mau

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