Die Krankenhäuser sehen für die nahe Zukunft schwarz, wenn sie auf die Personalsituation in der Pflege blicken. So kann fast jedes Krankenhaus in Deutschland (94 Prozent) offene Pflegestellen auf Allgemeinstationen nicht besetzen. Auf drei Vierteln der Intensivstationen sind Stellen in der Intensivpflege vakant. Und in zwei Dritteln der Krankenhäuser mit Pädiatrie bleiben Stellen unbesetzt. Das sind Ergebnisse der aktuellen und repräsentativen Krankenhausbefragung des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO.
Reformen ohne Effekt auf prekäre Personalsituation
Zudem erwarteten die rund 1.900 Kliniken hierzulande in den nächsten drei Jahren eine weitere Verschärfung des Problems, teilten DKI und BDO am Montag mit. Geplante Reformen blieben ohne Effekt auf die prekäre Personalsituation.
Insgesamt sei der Fachkräftemangel in deutschen Krankenhäusern besorgniserregend. 75 Prozent der Häuser erwarteten eine Verschlechterung der Stellensituation in der Intensivpflege und sogar 86 Prozent eine Verschlechterung der Stellensituation in der Pflege auf Allgemeinstationen.
Verschärfung des Fachkräftemangels erwartet
Wesentliche Gründe dafür seien vor allem
- fehlende geeignete Bewerber,
- die Erschöpfung des Pflegepersonals durch Überlastung,
- eine weitere Zunahme von Teilzeitarbeit,
- der Renteneintritt von Pflegenden.
Mehr als die Hälfte der Befragten gehe trotz Neuregelungen und Reformen davon aus, dass der Fachkräftemangel in der Pflege steigen wird. Auch von der anstehenden Krankenhausreform erwarteten die Krankenhäuser – anders als von der Politik beabsichtigt – keine nennenswerten positiven Effekte auf den Personalstand. Nur ein Drittel der Befragten hoffe, dass durch die mit der Krankenhausreform einhergehenden Schließungen von Krankenhäusern Personal in andere Krankenhäuser abwandert.
Personallücken trotz Gegenmaßnahmen kaum zu schließen
Vorstand und Leiter des Bereichs Forschung beim DKI, Karl Blum, sagte:
"Die Krankenhäuser versuchen durchaus anzugehen gegen die Personalmisere. (…) Aber trotz aller Bemühungen sind die Lücken derzeit kaum zu schließen."
Die Mühen um
- einen Ausbau der Ausbildungskapazitäten,
- die Zusicherung, Ausbildende im Anschluss zu übernehmen,
- die Anwerbung von Pflegepersonal im Ausland,
- die vermehrte Einstellung von Altenpflegekräften
verpuffen also weitestgehend.
Leichtes Spiel für Cyberkriminelle
Zunehmendes Kopfzerbrechen bereite den Krankenhäusern auch der IT-Fachkräftemangel. Dies umso mehr, als die Digitalisierung in Kliniken voranschreite und die "Kritische Digitale Infrastruktur" auch im Fokus von Cyberkriminellen stehe. Rund drei Viertel der Krankenhäuser hätten Probleme, offene Stellen für IT-Fachpersonal zu besetzen. Im Mittel seien dort 14 Prozent der IT-Vollzeitstellen nicht zu besetzen. Das sei hauptsächlich auf finanzielle Gründe zurückzuführen, etwa die wenig flexiblen Tarifstrukturen im Krankenhaus und eine schlechtere Bezahlung als außerhalb des Krankenhausbetriebs.
An der DKI/BDO-Befragung haben sich den Angaben zufolge 2023 insgesamt 111 Allgemeinkrankenhäuser ab 50 Betten beteiligt. Nach Krankenhausgrößenklassen sei die Verteilung näherungsweise proportional zur Verteilung der Grundgesamtheit, sodass die Ergebnisse als repräsentativ zu betrachten seien.