In Österreich werden seit Beginn dieses Jahres Pflegefachpersonen nur noch an Hochschulen ausgebildet. Damit findet eine achtjährige Übergangszeit ihren Abschluss und es werden künftig rund 2.500 Studierende jährlich ihre hochschulische Pflegeausbildung aufnehmen.
Einheitliche und durchlässige Ausbildung von Pflegepersonal
In Österreich gibt es bereits seit 2008 die Möglichkeit, Pflege grundständig zu studieren. 2016 wurde das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz geändert. Ziel der grundlegenden Reform sei die Einführung einer einheitlichen und durchlässigen dreigliedrigen Ausbildung von Pflegepersonal, beschreibt der Leiter des Instituts für Pflegewissenschaft an der IMC Fachhochschule Krems, Markus Golla, gegenüber BibliomedPflege.
Die Ausbildung von diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger:innen sollte demnach an Fachhochschulen erfolgen. An den bisherigen Gesundheits- und Krankenpflegeschulen sollten künftig Pflegeassistent:innen einjährig und Pflegefachassistent:innen zweijährig ausgebildet werden.
Gegenwind aus der eigenen Berufsgruppe
Bis Ende 2023 habe eine Übergangsfrist gegolten, um ausreichend Ausbildungsplätze an den Fachhochschulen zu schaffen. In dieser Zeit sei vielfach versucht worden, die Ausbildungsreform doch noch zu verhindern. Die Gegner der Akademisierung seien "naturgemäß aus der Politik" gekommen, doch auch in der eigenen Berufsgruppe habe es viel Gegenwind gegeben.
Viele hätten die Weiterentwicklung der Ausbildung abgelehnt, so Golla weiter. Frei nach dem Motto: "Wir haben das immer so gemacht, also warum etwas ändern." Doch glücklicherweise habe der Fortschritt gesiegt.
Assistenzausbildungen an bisherigen Pflegeschulen
Anfang November vergangenen Jahres stellte der österreichische Bundesgesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) klar, dass es keinen Schritt zurück zur alten Diplomausbildung gibt. Wenige Monate davor wurde in einer Gesetzesnovelle die Möglichkeit eines verkürzten "Aufstudierens" vom Diplom zum Bachelor rechtlich definiert.
Mit der Option, auch ohne Abitur studieren zu können, sei eine "absolute Durchlässigkeit" von der Pflegeassistenz zur Pflegefachassistenz bis zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegefachkraft geschaffen worden, kommentiert Golla die österreichische Ausbildungsreform weiter. Bereits in den ersten Monaten sei es zu "Tausenden von Anfragen und Beratungsgesprächen" gekommen.
"Massive" Aufwertung für Pflegeberuf
In weiterer Folge würden sich auch die pflegerischen Sonderausbildungen, etwa in der Intensiv-, Anästhesie- und Dialysepflege, an die Fachhochschulen verlagern, ist sich der Pflegewissenschaftler sicher. Damit werde die "dringend benötigte und längst überfällige internationale Anschlussfähigkeit des Pflegeberufs geschaffen".
"Klar ist für mich, dass es im Zuge dieser Entwicklung auch eine Kompetenzerweiterung für Pflegefachpersonen geben muss. Alles andere wäre eine sinnlose Veränderung, die sich zwar auf einer Visitenkarte schön macht, nichts aber in der Praxis ändert."
Da Anfang 2024 in Österreich auch die Verschreibungsmöglichkeit durch Pflegepersonen geschaffen worden sei – inklusive der Möglichkeit, diese Leistung mit den Krankenkassen abzurechnen – stünden die Chancen gut, dass sich der Pflegeberuf in den nächsten Jahren "massiv verbessern und weiter aufwerten" wird. Die Bundeswahl in Österreich in diesem Jahr sei dabei "ein wichtiger Schlüsselpunkt".